Der Anblick aus dem Flugzeug ist atemberaubend. Bis zum Horizont erstreckt sich der grüne Ozean. Unten liegt das Kronendach des tropischen Regenwaldes, die "grüne Lunge" der Erde. Abermilliarden Blätter, verwoben zu einem schier unendlichen Mosaik, bilden das Dach der Regenwälder, die ein lebendes Museum der Erdgeschichte sind.

Es hat viele Millionen Jahre gedauert, bis sie geschaffen waren. Die Kernbereiche der Regenwälder überstanden alle großen Klimaschwankungen und das An- oder Absteigen der Meeresspiegel unbeschadet. Dadurch konnten sich die Regenwälder über Jahrmillionen entwickeln und immer wieder ausdehnen. Die Natur hat die Zeit genutzt und in ihnen eine bis heute unbekannte Zahl an Tieren und Pflanzen geschaffen. Womöglich 90 Prozent der weltweiten Flora und Fauna existieren nur im tropischen Regenwald. Wie ein nur durch die Weltmeere unterbrochenes grünes Band umspannt er bis heute die Erdkugel.

Geographisch liegen die Tropen zwischen dem nördlichen (23°27' nördliche Breite) und dem südlichen Wendekreis (23°27' südliche Breite) und bringen es auf eine Ausdehnung von 4,8 Milliarden Hektar. Obwohl die Tropen damit nur 37 Prozent der gesamten Landfläche der Erde bedecken, beherbergen sie gut 50 Prozent aller weltweiten Wälder. Von diesen sind aber gerade in den vergangenen 50 Jahren viele für immer vernichtet worden. Bedeckten tropische Regenwälder einst etwa 20 Prozent der globalen Landfläche, sind es heute nur noch schätzungsweise sieben Prozent.

Das mit Abstand größte zusammenhängende Regenwaldgebiet liegt im Amazonasbecken. Dieser Tieflandregenwald im Einzugsgebiet des Amazonas, der in den Atlantik mündet, wird im Süden vom brasilianischen Hochland des Mato Grosso, im Norden vom Bergland Guayanas und im Westen von den Anden begrenzt. Das Ökosystem Amazonas beherbergt flächenmäßig etwa die Hälfte aller tropischen Regenwälder und hat die weltweit höchste Artenvielfalt hervorgebracht. Das größte Regenwaldgebiet der Erde ist heute auch das Gebiet, dem die größte Vernichtungsorgie droht, unter anderem weil Agrar- und Holzkonzerne auf die riesigen Flächen schielen.

Südostasien bringt es auf gut 30 Prozent aller Regenwälder, die dort noch in zahlreichen Ländern wachsen, so etwa auf den Salomon Inseln, in Malaysia, Indonesien, Papua Neu Guinea, Kambodscha, Burma, Laos, Thailand und Vietnam. Die Insel Borneo besitzt das größte zusammenhängende Regenwaldgebiet in Südostasien. Insbesondere kommerzieller Holzeinschlag und Brandrodung haben auch in diesem Teil der Erde die Waldfläche bereits deutlich dezimiert.

Etwa 18 Prozent der weltweiten Regenwälder liegen auf dem schwarzen Kontinent und hier vor allem in Zentralafrika. Die größten Flächen noch unberührter Wälder stehen im Kongobecken. Kommerzielle Holzernte, die Umwandlung in Agrarplantagen, die Ausbeutung von Bodenschätzen und die Jagd auf Urwaldfleisch haben große Teile des ursprünglichen afrikanischen Regenwaldes völlig vernichtet oder stark degradiert.

Neben den drei großen Regenwaldgebieten in Südamerika, Asien und Afrika gibt es - teilweise nur noch kleine - Flächen an der Westküste Indiens und auf Sri Lanka, in Mittelamerika, im Norden von Australien, auf Madagaskar und auf der Inselwelt des Pazifik. Die 50 bis 100 Millionen Jahre alten Regenwälder konnten entstehen, weil in den Tropen zwei entscheidende klimatische Voraussetzungen gegeben sind: Ganzjährig hohe Niederschläge und Temperaturen, die wenig schwanken. Im Jahresmittel liegen sie gleichbleibend zwischen 23 und 27 Grad Celsius. Die jährliche Niederschlagsmenge in den Regenwäldern beträgt mindestens 1.500 Millimeter und kann bis zu 10.000 Millimeter gehen. Daraus resultiert eine relative Luftfeuchtigkeit von wenigstens 70 und bis zu 100 Prozent.

Das bisher am besten untersuchte Merkmal tropischer Wälder ist ihre große Artenvielfalt. Schon vor etwa 20 Jahren glaubten Wissenschaftler, dass mindestens 50 Prozent aller Arten weltweit in den Regenwäldern vorkommen. Dank neuer Forschungen gehen die Schätzungen inzwischen so weit, dass bis zu 90 Prozent aller Arten in den Regenwäldern vermutet werden. Von den weltweit bisher bekannten 248.000 Arten höherer Pflanzen kommen mindestens zwei Drittel in tropischen Regenwäldern vor. In einem einzigen untersuchten Regenwaldbaum wurden beispielsweise fast 1000 Käferarten entdeckt. Von den rund 26.000 weltweit bekannten Fischarten leben in Westeuropa gerade 60, im Flusssystem des Amazonas fast 3000.

Erhebungen dort und in Südostasien haben gezeigt, dass auf einem Hektar allein zwischen 100 und 300 verschiedene Baumarten wachsen. Kein anderes Ökosystem offeriert der Menschheit ein solch vielfältiges Potenzial. In den Tieflandwäldern von Südostasien beispielsweise produziert jeder sechste Baum essbare Früchte, Nüsse und Ölsamen oder liefert andere nutzbare Ressourcen wie medizinische Rohstoffe, Harze und Latex. Bei bis zu 225 Baumarten pro Hektar ein gigantischer Bauchladen. Zum Vergleich: ein gemischter Hartholzwald im Nordosten der USA bringt es gerade auf 17 Arten pro Hektar. In Mitteleuropa ist die Zahl noch geringer.

Eine immens hohe Artenvielfalt bedeutet allerdings, dass beispielsweise die einzelnen Bäume einer Art weit voneinander verstreut stehen. Die hohe Artenvielfalt verbunden mit einer geringen Anzahl von Individuen pro Hektar ist wiederholt bei Inventuren tropischer Wälder dokumentiert worden. Das Ergebnis solcher Untersuchungen, etwa im brasilianischen Amazonas oder im Pasoh-Reservat auf der malaysischen Halbinsel, hat gezeigt, dass die Mehrzahl der Baumarten nur mit ein oder zwei Individuen vertreten sind. Weniger als zehn Prozent brachte es auf mehr als vier Bäume pro Hektar.

Ein weiteres, wenigstens teilweise wissenschaftlich untersuchtes Merkmal der Regenwälder, ist ihr komplexes System, in dem fast jede Art andere unterstützt und von anderen profitiert - eine millionenfache Abhängigkeit.

Tropische Bäume stehen mit einer ganzen Reihe von Tieren in enger Beziehung. Die Spanne reicht von winzigen Käfern über kleine Mücken und Bienen bis zu Fledermäusen, die die Pollen von Baum zu Baum transportieren. Diese Beziehung kann so eng sein, dass allein eine Insektenart für die Bestäubung einer bestimmten Baumart zuständig ist.

Solche einzigartigen Verbindungen zwischen Pflanzen und Tieren stammen keinesfalls aus dem Bereich der Anekdoten über tropische Wälder, sondern sind der Regelfall. Die große Mehrheit tropischer Bäume zum Beispiel ist bei der Bestäubung ausschließlich auf Tiere angewiesen. Eine Studie aus dem Flachland-Regenwald von Costa Rica belegt, dass dort 139 von 143 entdeckten Baumarten von Tieren bestäubt wurden, was 96,4 Prozent entspricht.

Daraus ergibt sich eine einfache Schlussfolgerung: keine Bestäuber - keine Früchte. Keine Früchte - keine neuen Sprösslinge. Keine neuen Sprösslinge - kein Fortbestehen der betroffenen Baumart. Wird eine Käfer- oder Fledermausart ausgerottet, kann das zu einem Dominoeffekt führen: Als Folge verschwindet eine Baumart für immer, die wiederum alleiniger Lebensgarant für bestimmte Aufsitzerpflanzen, Moose, Insekten, Vögel oder Pilze ist.

Es gibt noch ein paar weitere Merkmale, die für Regenwälder typisch sind. Sie sind vertikal gegliedert und bestehen aus bis zu fünf Stockwerken, während es Wälder in den gemäßigten Zonen außerhalb der Tropen auf maximal drei bringen.

Weil es in den Regenwaldregionen keine wechselnden Jahreszeiten gibt, werfen die Laubbäume ihre Blätter nicht ab. Zwiebeln und Knollen, die den Bäumen in den gemäßigten Zonen das Überleben in den kalten Wintern sichern, fehlen in den Regenwäldern. Und noch etwas kennzeichnet die Regenwälder: Geballtes Grün und in Rekordzeit wachsende Pflanzen stehen keineswegs auf fruchtbaren Böden, sondern auf einer extrem dünnen Humusschicht. Das Wurzelgeflecht der Bäume dringt deshalb auch nicht sehr tief in die Erde, sondern verzweigt sich in den oberen Bodenschichten. Mithilfe breiter Brettwurzeln wird die nötige Stabilität erreicht.

Fast alle Nährstoffe befinden sich in der Biomasse, also der Summe aller lebenden und toten Organismen. Auf einem Hektar Regenwald finden sich bis zu 800 Tonnen Biomasse. Ein mitteleuropäischer Mischwald kommt auf der gleichen Fläche auf höchstens 150 Tonnen. Fallen Blätter von den Ästen, stürzen ganze Bäume um oder sterben Tiere, werden diese von Pilzen, Ameisen oder anderen Klein- und Kleinstlebewesen unverzüglich "recycelt" und wieder in den Nährstoffkreislauf des Waldes eingebracht, der damit ein fast in sich geschlossenes System bildet. Über 90 Prozent der gesamten Biomasse sind in den Bäumen, Tieren und Pflanzen gebunden.

Anders als etwa in den mitteleuropäischen Klimazonen enthält der Boden tropischer Regenwälder oft nur sehr wenig Nährstoffe. Deswegen sind in Lateinamerika über 80, in Afrika 56 und in Asien 38 Prozent der Regenwaldböden für Ackerbau ungeeignet. Ohne den Schutz der natürlich gewachsenen Pflanzenwelt bleibt ein trockener Wüstensand zurück. Wird der Regenwald gerodet und in Ackerland umgewandelt, sind deswegen meist nur wenige, kärgliche Ernten möglich. Oft schon nach drei bis fünf Jahren haben Sonne, Wind und Regen für so viel Erosion gesorgt, dass die landwirtschaftlichen Erträge dramatisch abnehmen.

Die Hauptarbeit beim Umwandeln von abgestorbenem Material in Nährstoffe verrichten spezielle Pilzarten, "mycorrhiza", die in den Wurzeln der Pflanzen leben und entscheidend für den Stoffwechsel der gesamten Flora sind. Ohne diese Pilze, die beim Abbrennen des Waldes zerstört werden, können die Urwaldpflanzen nicht gedeihen.

Auch die starke Sonneneinstrahlung und die heftigen Regenfälle werden von einem intakten Regenwald selbst gemeistert. Die höchsten Bäume tragen kleine Blätter, die mit einer Wachsschicht vor Austrocknung geschützt sind. Während das Sonnenlicht mit voller Kraft auf das Kronendach fällt, nimmt die Lichtintensität von dort bis zum Boden stark ab. In einem unbeschädigten Regenwald mit geschlossenem Kronendach wird ein Teil des Lichtes von jedem Stockwerk gefiltert, so dass nur ein bis zwei Prozent des Sonnenlichtes bis zum Boden gelangen. Diese immens breite Lichtspanne in einem Ökosystem ermöglicht wiederum eine besonders hohe Vielzahl von Arten. Oben leben die "sonnenhungrigen" Pflanzen und Tiere, am Boden die auf ein Schattendasein spezialisierten - und dazwischen eine Vielzahl von Arten, die es etwas heller oder etwas dunkler mögen.

Ähnlich wie beim Sonnenlicht gelangt auch von den Niederschlägen nur ein geringer Teil zum Boden der Regenwälder. Ein Großteil der Wassermenge wird vorher abgefangen und von den Blättern des Waldes wieder verdunstet. Neue Wolken entstehen, die über den Regenwäldern abregnen. Im Amazonas sorgt der Wald für rund 75 Prozent der Niederschläge selbst.

Der ständige Aufbau organischer Materie durch das Wachstum der Pflanzen, begünstigt durch Sonne, Regen und konstante Temperaturen, bindet Kohlendioxid und vermindert dadurch den Treibhauseffekt. Werden die Regenwälder vernichtet, wird das Gas frei gesetzt. Das Abbrennen tropischer Wälder kurbelt folglich die Erwärmung der Erdatmosphäre an.

Regenwälder sind vom Boden bis zum Kronendach klar in verschiedene Stockwerke unterteilt. Das meiste Leben findet in den höheren Regionen statt, während am Boden vergleichsweise wenig Arten ihre ökologische Nische gefunden haben.

Für die Vielfalt des Lebens auf der Erde sind die tropischen Regenwälder von größter Bedeutung. Im Amazonas lebt ein Fünftel der weltweit bekannten 9000 Vogelarten. In Panama, gerade so groß wie Österreich, wachsen mehr unterschiedliche Pflanzen als in ganz Europa. Auf Madagaskar, das für seine einzigartige Flora bekannt ist, wurden bisher 12.000 Pflanzenarten nachgewiesen, von denen 60 Prozent nur dort existieren. Bei Moosen und Farnen wird die Artenfülle der tropischen Regenwälder noch deutlicher, die zwischen 75 und 90 Prozent aller bisher bekannten Moos- und Farnarten beherbergen.

In ihrem ständigen Kampf ums Überleben haben die Bewohner des Regenwaldes eine erstaunliche Kreativität entwickelt. Sie tarnen sich oder schrecken ab, indem sie täuschen, imitieren oder "dick auftragen". Insekten sehen aus wie Blätter oder die Blüten von Orchideen. Raupen von Schmetterlingen gleichen einem Haufen aus Vogelkot. Kröten und Frösche schrecken mit bunten Hautfarben Feinde ab, Ameisen sondern Gifte ab.

Die Regenwälder bergen nicht nur die größte Artenvielfalt, sie speichern und reinigen Wasser, verhindern Erosion und schützen an Berghängen Talbewohner vor Steinschlag und Hochwasser. Außerdem stabilisieren die Regenwälder als riesiger Kohlenstoffspeicher das Klima, erhöhen die Luftfeuchtigkeit, bremsen den Wind und produzieren Sauerstoff und liefern kostbare nachwachsende Rohstoffe – neben Holz auch eine immense Zahl von Heilpflanzen, Nüssen, Harzen, Beeren, Ölen oder Früchten.

Auch wenn sich die Regenwälder auf den verschiedenen Kontinenten in ihrem Artenspektrum, in der Bodenbeschaffenheit oder der Besiedlungsdichte teilweise deutlich voneinander unterscheiden, sind die Hauptursachen ihrer Zerstörung weltweit sehr ähnlich: Brandrodung zur Schaffung landwirtschaftlicher Fläche und von Rinderweiden, Umwandlung von Wäldern in Ölpalm-, Bananen- oder Kaffeeplantagen, Ausbeutung von Bodenschätzen wie Eisenerz, Gold, Öl oder Gas, der Bau von Großstaudämmen zur Energiegewinnung und kommerzieller Holzeinschlag sind die wichtigsten Zerstörungsursachen.

Bereits etwa die Hälfte der ursprünglichen Regenwälder sind heute vernichtet oder stark geschädigt. Das Schlagen von Brennholz ist dabei vor allem ein Problem der trockenen Tropen und zerstört dort die Trockenwälder. Rund 85 Prozent des geernteten Holzes werden verbrannt. Nur der Rest wird weltweit als Nutzholz verwendet. Diese scheinbar so deutlichen Zahlen nutzen die Holzkonzerne, um ihren Anteil an der Regenwaldvernichtung herunter zu spielen.

Der kommerzielle Holzeinschlag findet allerdings überwiegend in den feuchttropischen Wäldern statt. Deswegen sind die Argumente des Holzhandels reine Zahlentricks, um die eigene Rolle bei der Zerstörung der Urwälder zu vertuschen. Die Branche rechnet einfach alles Holz, das in den Tropen weltweit verbraucht wird, zusammen, um zu beweisen, dass nur ein kleiner Teil des insgesamt genutzten Holzes nach Europa, in die USA oder Japan verkauft wird.

Das Tropenholz für unseren Konsum stammt aber tatsächlich nur aus wenigen Ländern, beispielsweise von der Insel Borneo. Dort gibt es keinen Brennholzmangel, dort ist vor allem der Holzexport für die Waldvernichtung verantwortlich. In Asien werden beim Holzeinschlag bis zu zwei Drittel der gesamten Vegetation zerstört, nur um ein paar Baumarten aus dem Wald zu schlagen, mit denen besonders gut Geld verdient werden kann. Dies gilt auch für afrikanische Länder, wo der Nutzholzanteil etwa in Gabun oder im Kongo bei immerhin 32 bis 36 Prozent liegt.

Die Jagd nach dem „grünen Gold“ der Regenwälder, den edlen Tropenhölzern, war oder ist in fast allen Regenwaldländern ein Motor für die Vernichtung großer Waldflächen. Die Holzfirmen bauen Straßen durch die Wälder, auf denen Siedler, Bauern und Wilderer überhaupt erst in die Wälder gelangen können.

Unter Tropenholz versteht man Hölzer, die aus den tropischen und subtropischen Wäldern in Asien, Afrika und Lateinamerika stammen. Mahagoni, Teak oder Palisander werden zu kunstvoll wirkenden Möbeln und anderen Produkten verarbeitet und erwecken den Eindruck von Luxus und Reichtum. Doch viele Regenwaldhölzer wie Meranti, Gabun oder Ramin werden für ganz gewöhnliche Zwecke verwendet: als Sperrholz, Besenstiele, Fensterrahmen oder Lärmschutzwand.

Ein großer Teil des Holzes, das die Menschen verbrauchen, stammt von sehr alten Bäumen, die in Regenwäldern wachsen. Dort standen die Bäume Hunderte oder manchmal Tausende von Jahren, ohne dass je ein Mensch sie angetastet hat. Wenn in solchen Wäldern Bäume gefällt werden, verlieren viele Arten ihren Lebensraum. Häufig werden sie sogar für immer ausgerottet und verschwinden von der Erde wie einst die Dinosaurier. Auch viele unsere Lebensmittel stammen ursprünglich aus den Regenwäldern: Bananen, schwarzer Pfeffer, Nüsse, Schokolade, Cola, Reis, Kaffee und Orangen.

Manche Holzfirmen rühmen sich damit, sie würden genau so viele Bäume wieder anpflanzen, wie sie abholzen. Bäume zu pflanzen ist immer eine gute Sache, aber es ist ein Unterschied, ob ich einfach nur Bäume in den Boden setze oder sich ein Wald entwickelt, wie es in der Natur geschieht. Wer Bäume auf einer Fläche pflanzt, die er vorher kahl geschlagen hat, hat trotzdem den Wald vernichtet. Denn ein Wald ist viel mehr als nur die Bäume, die in ihm stehen. Keine Holzfirma ist in der Lage, die vielen Tier- und Pflanzenarten "aufzuforsten", die früher in dem Ökosystem gelebt haben.

Auch den Lebensraum der Waldmenschen können Holzkonzerne nicht wieder herstellen. Wird ein Wald zerstört, werden auch die Menschen vertrieben, deren Vorfahren Tausende von Jahren im und vom Wald gelebt haben, ohne ihn zu zerstören. Heute ist das Überleben von Indianern, Pygmäen, Penan und anderen Waldvölkern akut bedroht, weil unter den Bulldozern und Kettensägen der Holzfirmen Tiere und Pflanzen sterben. Damit wird auch die „Vorratskammer“ der Waldmenschen geplündert. Zusätzlich leiden Millionen von Bauern unter der Regenwaldvernichtung, denn sie brauchen intakte Wälder als Wasserspeicher, der Regen- und Trockenzeiten ausgleicht.

Die Vernichtung der Regenwälder bedroht aber auch uns, weil die riesigen feuchten Gebiete wichtig für ein stabiles Weltklima sind. Hinzu kommt, dass in den Regenwäldern Millionen von Tier- und Pflanzenarten leben, von denen die Menschen die meisten bis heute nicht erforscht haben. Wer die Wälder zerstört, vernichtet damit beispielsweise auch die Pflanzen, deren Wirkstoffe irgendwann einmal gegen Krebs, Rheuma und andere Krankheiten helfen könnten.

Auch wenn der Holzhandel stets das Gegenteil behauptet: Die Abholzung von alten Bäumen ist einer der wichtigsten Gründe dafür, warum einmalige Regenwälder für immer zerstört werden. Tropenholz ist nämlich häufig preiswerter als unser Holz, weil die Bäume nicht erst angepflanzt werden müssen, sondern die Natur „kostenlos“ ausgebeutet werden kann. Auch liegen die Löhne der Holzfäller in den Tropenländern deutlich unter denen bei uns. Hinzu kommt, dass sich die Baumriesen aus den Regenwäldern leichter maschinell verarbeiten lassen. Bis auf wenige Spezialgebiete kann Tropenholz jedoch problemlos durch heimische Hölzer ersetzt werden.

Wer Tropenholz kauft, sollte sich über die Folgen im Klaren sein. Die Regenwälder beherbergen den größten Schatz, den die Menschheit besitzt. Sie sind wie eine riesige, uralte Bibliothek der Natur, deren Bücher noch nie gelesen wurden, aber zum Teil schon vernichtet sind.

Für den Abtransport der Baumreisen werden bis zu 70 Meter breite Schneisen für Straßen durch den Wald gebaut. Da die Holzkonzerne die von ihnen begehrten Bäume fast nur noch in bisher unberührten Wäldern finden, werden auch die wenigen noch intakten Gebiete erobert. Damit öffnet der Holzhandel die Tür für die endgültige Zerstörung der letzten Regenwälder, denn auf den Holzfällerstraßen folgen weitere Menschen, die den restlichen Wald durch Brandrodung und Plantagenanbau vernichten.

Regenwälder bedecken heute noch etwa zwei Prozent der Erdoberfläche oder sechs Prozent der festen Landmasse. Ursprünglich waren sie einmal mindestens doppelt so weit verbreitet. Weil jedes Jahr eine Fläche verloren geht so groß wie England, Wales und Schottland zusammen, gibt es bereits viele Länder, in denen die einstigen Regenwälder nahezu komplett zerstört sind. In Indien, Bangladesh, Sri Lanka und auf Haiti ist das der Fall. Die afrikanische Elfenbeinküste hat ebenfalls fast alle Regenwälder verloren. Auf den Philippinen und in Thailand wurde bereits weit über die Hälfte der Wälder vernichtet.

Wir alle können mithelfen, diesen Raubmord am Regenwald zu stoppen, indem wir insgesamt weniger Holzprodukte verbrauchen und die Holzfirmen zwingen, viel weniger, dafür aber naturverträglich Bäume zu fällen. Der bisherige Raubbau an den wirtschaftlich genutzten Wäldern muss durch eine Wald schonende, eine so genannte nachhaltige Forstwirtschaft abgelöst werden.

Ein zerstörter Regenwald läßt sich nicht erneuern. Ist das Netz der gegenseitigen Abhängigkeiten zerschnitten, haben Tiere und Pflanzen keine Chance mehr, ihre kompliziert aufgebauten Lebensgemeinschaften zu reparieren. Während Sie diesen Text gelesen haben, sind wieder Dutzende Hektar Regenwald unwiederbringlich verloren gegangen. Und in der nächsten Stunde werden weltweit schätzungsweise sechs Tier- und Pflanzenarten für immer von diesem Planeten verschwunden sein.

 Copyright: 14.05.2002 © Rettet den Regenwald e.V., Hamburg, 2001

 
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